Unser Verein

Vor- und Vereinsgeschichte

Wir schreiben das Jahr 2012. Der Klootschießer- und Boßelverein „Gute Hoffnung“ Pfalzdorf e.V. besteht seit nunmehr 65 Jahren. Die Ursprünge gehen jedoch weit zurück. Nach den Aussagen verschiedener Vereinsmitglieder bzw. älterer Mitbürger wurden Wurfspiele bzw. das Flüchten (Klootschießen) in Pfalzdorf und Umgebung bereits um die Jahrhundertwende ausgetragen. In jener Zeit wurden jedoch weder Aufzeichnungen noch Protokolle in schriftlicher Form getätigt. Die Aussagen aus jener Zeit, die wiederum aus früheren Überlieferungen abgeleitet wurden, zeichneten zunächst nur schleppend den Weg in ein Vereinsleben. Die damaligen Lebensumstände, die sozialen Aspekte sowie die erforderlichen Arbeiten in der Gesellschaft waren für die Menschen vordergründig von Bedeutung:

  • Kultivieren der Moorlandschaft
  • Bearbeitung des gewonnenen Grund und Bodens
  • Arbeiten, die sich aus Abhängigkeit vom jeweiligen Dienstherrn ergaben (so genannte Hand- und Spanndienste)
  • Torfstecherei
  • Landwirtschaft

Aufgrund der Tageshelligkeit wurden die meisten Arbeiten in den Sommermonaten ausgeführt. 
Daher fanden Sport- bzw. Spielveranstaltungen beinahe ausnahmslos im Winter statt.

Das nachweislich erste Dokument, in dem der Name Pfalzdorf auftauchte, war eine Aufzeich­nung vom 04. März 1922 in der Zeitung “Anzeiger für Harlingerland”. Es handelte sich um eine Ankündigung eines Preisboßelns mit anschließendem Ball. Eine gewisse unregelmäßige Organisation gab es also schon. Doch unter den damaligen Gegebenheiten in jenen Jahren hatten die Menschen andere Sorgen, als sich um ein geordnetes Vereinsleben zu kümmern. Die so genannten „unruhigen Zeiten“, die mit zwei Weltkriegen, Inflation und Massenarbeitslosigkeit einhergingen, ließen Spiel und Sport gezwungener Maßen in den Hintergrund treten.

Kaum jedoch war das Versammlungsverbot der alliierten Besatzungsmächte aufgehoben, nahmen einige Pfalzdorfer die Sache in die Hand. Sie gründeten Mitte Mai 1947 den Boßelverein “Gute Hoffnung” Pfalzdorf. Gründungsort war die Gaststätte Roc­ker.
In dem heutigen Vereinslokal setzten sich ca. 70 Personen daran, dieses Vorhaben in die Wirklichkeit umzusetzen. Als erster Vorsitzender wurde einstimmig Georg Best gewählt.

Zunächst gab es nur sogenannte „Freundschaftswerfen“ mit den Nachbardörfern. Diese fanden überwiegend in Egels und in Plaggenburg auf der Bundesstraße statt. Durch den Ausbau befestigter Wege und Steinstraßen stieg das Interesse am Boßeln stetig. Um an die Wettkampforte zu gelangen, fehlte es allerdings an motorisierten Fahrzeugen. Für viele war das Fahrrad das einzige Verkehrsmittel überhaupt. Später kamen Motorräder auf, ehe zu Beginn der 50er Jahre eine grundlegende Veränderung als „Transportmittel“ eintrat: Das Auto!
Heye Bohlen hatte mittlerweile den Vorstand übernommen. Vom Ehrgeiz gepackt, hatte er die Möglichkeit, mit seinem Auto nicht nur sich zu Versammlungen und Wettkämpfen zu fahren, sondern auch seine Vereinskameraden mitzunehmen. Erstmal auf den Geschmack gekommen, ließen es sich die Pfalzdorfer nicht nehmen, verschiedene Sommerfe­ste anzufahren. Dort wurden neben den Festlichkeiten der gastgebenden Vereine Pokalwerfen für Mannschaf­ten und Preisboßeln (Weitstandwerfen) für Einzelwerfer durchgeführt. 

Im Zuge möglichst kurzer Anfahrtswege teilte seinerzeit der Kreisverband Aurich die Vereine in vier Bezirke (Gebiete I – IV) auf. Es wurden jeweils vier Bezirksmeister ermittelt, die anschließend den Nord- (Gebiet III – IV) bzw. Südmeister (Gebiet I – II) auswarfen. Die beiden Sieger kämpften in einem Hin- und Rück­spiel um den Titel des Auricher Kreismeisters. Nach mehreren Anläufen gelang es “Gute Hoffnung” erstmals im Jahre 1957, den Kreismeistertitel nach Pfalzdorf zu holen. 

Aufgrund des großen Zuspruchs und stetig steigender Mitgliederzahlen war es in den darauf folgenden Jahren nicht mehr möglich, den Ansprüchen der einzelnen Vereine gerecht zu werden.  Der Ruf nach organisierten Wettkämpfen auf Kreisebene wurde lauter. Die Entwicklung schritt voran, regelmäßiger Wettkampfsport seit Ende der 50er Jahre / Anfang der 60er Jahre bescherte nicht nur dem Kreisverband  Aurich Wohlgefallen. Überregional waren sich die benachbarten Kreise  schnell einig, die Wettkämpfe interessanter und spannender zu gestalten. Alle Kreismeister traten gegeneinander an. Der Sieger durfte sich fortan „Ostfriesischer Landesmeister“ nennen. 1961 hatte sich Pfalzdorf als Kreismeister qualifiziert und das Glück, auf der nahe liegenden Strecke von Plaggenburg in Richtung Spekendorf an den Wettkämpfen teilzunehmen. In einem spannenden und tollen Wettkampf ging für viele überraschend Pfalzdorf als Sieger hervor. 

Die Form bzw. Durchführung der Meisterschaften war allerdings dauerhaft keine Ideallösung. Nach endlosen Debatten und Diskussionen auf den Versammlungen wurde 1969 überregional für Ost­fries­land eine einheitliche Landesliga gegründet. 

Die Entwicklung im Friesensport kann­te sodann keine Grenzen mehr. Nach und nach kamen neue Disziplinen hin­zu. Zuerst waren es die EinzeImeisterschaften im Straßenboßeln. Ein wenig später gesellte sich der friesische Mehrkampf, bestehend aus den Disziplinen

  • Straßenboßeln mit der Holzkugel
  • Straßenboßeln mit der Gummikugel
  • Weideboßeln
  • Klootschießen
  • Schleuderballweitwurf

 dazu. Zunächst eher skeptisch beäugt, später bestaunt und bewundert, fand der Mehrkampf, umgangssprachlich auch Fünfkampf genannt, zunehmendes Interesse. Vor allem das Klootschießen und Schleuderballwerfen waren eine Herausforderung. Durch viel Übung und Fleiß kristallisierten sich in den verschiedenen Altersklassen absolute Talente im Verein her­aus. Schon bald stellte der Verein auch Teil­nehmer für die großen Feldkämpfe Oldenburg gegen Ostfriesland.
Aus der zeitlichen Entwicklung heraus wurden alljährlich außerdem die sogenannten Wanderfahnen im Boßeln und Klootschießen ausgeworfen. Hier war Pfalzdorf oft erfolgreich. Ein Novum gelang 1980 (siehe Bild), als unser Verein  alle vier vom Kreisverband Aurich ausgeworfenen Wander­fahnen gewann. 

Das Boßeln war bis zu Beginn der 70er Jahre fast ausschließlich Männersache. Dieser Umstand änderte sich in den Folgejahren, denn das   weibliche Geschlecht zeigte verstärkt Interesse am Friesensport. Am 19. Februar 1972 gründete sich die Frauenabteilung, die erfolgreich fester Bestandteil des Vereins wurde. 

1973 wurde Pfalzdorf erstmals über die Grenzen von Ostfriesland/Oldenburg hinaus aktiv, als zwei Werfer bei den deutschen Meisterschaften im Schleuderballweitwurf in Stuttgart starteten.
Eine Steigerung gab es ein Jahr später, als Pfalzdorf  sich das erste Mal internatio­nal bei den Europameisterschaften präsentierte. Harm Henkel schaffte es als erster Pfalzdorfer Werfer, sich für die Europameisterschaften in Friederikensiel, in einer bis dahin weniger bekannten Disziplin – dem Eisenboßeln mit der irischen Kugel- zu qualifizieren. Seit 1974 bis 2008 waren bei jeder Europameisterschaft Aktive aus Pfalzdorf am Start. 

Die Grundlage für weitere erfolgrei­che Jahre sollte die Nach­wuchsarbeit des Boßelvereins werden, die ins­besondere von Friedrich “Piet” Buß vorangetrieben wurde. Er hatte großen Anteil daran, dass die Männer I Ende der Siebziger Jahre einen ungeahnten und unnachahmlichen Erfolgsweg einschlugen. Nach und nach mauserte sich das “kleine” Pfalzdorf zu einem der besten und erfolgreichsten Vereine in Ostfriesland / Oldenburg. 

Das Jugendboßeln

Lange Zeit lag die Jugendarbeit des KBV Pfalzdorf brach. Der Nachteil des beschaulichen Dorfes war die geringe Einwohnerzahl. Es fiel schwer, gleichaltrige Ju­gendliche zu einer Mannschaft zu formen. Hinzu kamen Interessen an anderen Aktivitäten, wie z.B. Fußball oder Schützensport.
1968 hatte der Verein das Glück, eine gleich­altrige Mannschaft aufzustellen.

Die Jungs hatten Spass an der Sache, und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Bereits 1970 wurde der erste Schüler-Kreismeistertitel er­rungen (vergleichbar mit der heu­tigen B-Jugend). Im Folgejahr wurde der Titel auf Anhieb verteidigt. Großen Anteil an diesem Erfolg hatte der Betreuer Wilhelm Best.

Altersbedingt wechselte diese Mann­schaft 1971 in die A-Jugend. Im ersten Jahr gelang gleich die Vize-­Kreismeisterschaft. Weil der dama­lige Kreismeister Rahe schon als Titelverteidiger für die Landesmei­sterschaften qualifiziert war, durfte unsere Mannschaft ebenfalls teilneh­men.
Austragungsort dieser Meister­schaften war Ardorf. Unbekümmert schaffte unsere Truppe das scheinbar Unmögliche und wurde Landesmeister.

Bei den abschließenden Meisterschaften des Friesischen Klootschießer Verbandes (Sieger Ostfriesland gegen Oldenburg werfen um den Verbandstitel) in Willmsfeld verlor unsere Mannschaft gegen den olden­burgischen Vertreter Garms (Jever).

Im darauf folgenden Jahr gelang souverän die Titel­verteidigung auf Kreis- und Landesebene. Erneut ging es um die FKV-Meisterschaft in Bohlenbergerfeld.

Keinen Pfifferling setzte noch jemand auf die Pfalzdorfer, als diese auf der Hintour mit der Gummikugel schon 0 : 4 zurück lagen. Die Rücktour wurde mit der Holzkugel geworfen. Wurf um Wurf wurde aufgeholt und am Schluss hatten wir gegen einen deprimierten Gegner noch sensationell 7:4 Wurf gewon­nen. Viel umjubelt war dies der erste FKV-Titel für den KBV Pfalzdorf.

Trotz der zuvor genannten Schwierigkeiten bemühte sich der Verein immer wieder, Jugendgruppen aufzubauen. Mehrere Kreismeistertitel waren die Folge:

  • 1978 B-Jugend Kreismeister
  • 1980 A-Jugend Kreismeister, 4. bei den Landesmeisterschaften
  • 1981 weibl. Jugend-C Kreismeister, 3. bei den Landesmeisterschaften

In den folgenden Jahren kam die Jugendarbeit beinahe zum Erliegen. Vereinzelte Talente gab es zwar, doch reichte dies bei weitem nicht, existenzfähig zu bleiben. Nach langen Bemühungen gelang es 1992, die Jugendarbeit zu forcieren. Es wurde gebaut und nicht nur dieser Aspekt trug letztlich Früchte, erneut leistungsstarke Jugend-Mannschaften im Kampf um Punkte und Würfe ins Rennen zu schicken.

Keine Frage, die Nachwuchsmannschaften hauchten dem Verein neues Leben ein und sorgten zugleich für Bewegung. Denn nie zuvor hatte der Verein mehr Betreuerdienste zu leisten, ein Jugendwart eine derartige Betriebsamkeit begleitet. Es wurde gemeinsam viel geschafft, und oftmals war dieser Einsatz eben auch von Erfolg gekrönt.

Klootschießen und Flüchten allgemein

Neben dem Boßeln wurde auch das Klootschießen eine Domäne der Pfalzdorfer. Bei Kahlfrost fanden sehr oft die Feldkämpfe der Vereine statt. Einer der Jahreshöhepunkte mit “Volksfestcharakter” waren und sind bis heute die Länderkämpfe zwischen Ostfriesland und Oldenburg. Feldkampf heißt, dass beide Mannschaften (je 6 Aktive jeweils 4 Wurf) auf einer zuvor festgelegten Naturbahn mit Hindernissen querfeldein die Klootkugel mit Trüll möglichst weiter wirft als der Gegner. Wie beim Boßeln geht es auch hier um „Schoet“ bzw. bei ausgeglichenen Wettkämpfen um jeden Meter.

Allen voran Harm Henkel entwickelte sich in dieser Disziplin zu einem echten Spitzenathleten. Er gab sein Debüt am 21.01.1972  in Neuharlingersiel gegen die Oldenburger. Bereits ein Jahr später stellte sich mit Hans Walter ein weiterer Werfer aus Pfalzdorf für die ostfriesische Länder­mannschaft vor. Beide waren maßgeblich daran beteiligt, dass wiederum Ostfriesland den Länderkampf gewann. Während Harm Henkel und Hans Walter ihre Länderkämpfe im Wesentlichen bei den Männern bestritten, blieb es Frido Walter vorbehalten, sich in den Jugend- bzw. Junioren-Länderkämpfen einzubringen, was insbesondere Rainer Bünting aus Middels und unserem Alfred Henkel geschuldet war, die mit Leib und Seele das Flüchten verinnerlichten.

Alljährlich im Sommer waren die Meisterschaften im Friesischen Fünfkampf ein Höhepunkt im Terminkalender. Mit den Topwerfern Henkel/Walter fing Pfalzdorf eine Ära an, die wohl unübertroffen bleiben dürfte. Von 1973 bis 1996 wurde unser Verein in der Klasse Männer I 22 mal Kreismeister. Nur 1984 durch Leegmoor und 1992 mit Westerende gab es zwei andere Titelträger.
Ähn­lich erfolgreich lief es in der Einzelwertung. Der überragende Harm Henkel gewann die Meister­schaft in den folgenden Jahren nicht weniger als 16 mal.

Auch bei den FKV-Meisterschaften sammelte er einen Titel nach dem anderen und war entscheidend daran beteiligt, dass Aurich 1975 in der Mannschaftswertung erstmals den 1. Platz belegte. In dieser Mannschaft standen neben Harm Henkel auch seine Vereinskameraden Hans Walter und Alfred Henkel. In den folgenden Jahren empfah­len sich immer wieder Werfer aus unserem Verein für diese Veranstaltungen.

Der Weltrekord

Es war der 15. September 1985 in Burhave (KV Butjadingen).
Ein denkwürdiger Tag, der in die Geschichte des Friesensports einging.

Die Vorgeschichte: Bei richtigen Klootschießermeisterschaften wird die reine “Flüchtweite” der jeweils geworfenen Kugel gemessen. Dabei werden selbstverständlich auch Rekordlisten geführt.
Die Klootschießer-Legende Gerd Gerdes flüchtete die 475 Gramm schwere Klootkugel am
18. März 1935 auf dem Schützenplatz in Esens 101,50 Meter weit. 50 Jahre lang blieb diese phantastische Leistung des Utgasters unantastbar. Viele Klootschießer hatten versucht, diesen Uraltrekord zu brechen. Nur Martin Siefken in den 60er Jahren mit 100,50 Metern und 1984 Hans-Georg Bohlken mit 100,30 Metern kamen diesem Weltrekord sehr nahe.

Dann kam der besagte Tag. Wieder sollte ein Werfer aus Pfalzdorf eine Hauptrolle spielen. Kein geringerer als Harm Henkel führte Regie. Auf ganz normalem Wettkampfgelände deutete bei leichtem Rückenwind nichts auf außergewöhnliche Ereignisse hin. Harm Henkel hatte seine persönliche Bestleistung eine Wo­che zuvor auf sagenhafte 95,60 Meter geschraubt. Bei seinen ersten Würfen enttäuschte er jedoch seine Anhänger. Viel zu flach warf er seine Würfe: 84,85 und 90 Meter weit. Kopfschüttelnd und mit „Wut im Bauch“ stellte er das Sprungbrett noch niedriger und bereitete sich auf seinen 4. und letzten Versuch vor. Bei diesem 4. Wurf im laufenden Wettbewerb passte dann in der Tat alles. Ein schneller Anlauf, ein gewaltiger Sprung auf das Brett, eine blitzschnelle Drehung des Kör­pers: mit unbändiger Wucht schleuderte die Klootkugel durch die Luft.
Gebannt verfolgten die Zuschauer mit ihren Blicken die Flugbahn der Klootkugel. Plötzlich ein Aufschrei, ein Jubel der Auricher Klootschießer. Die Kugel war weit jenseits hinter der 100 Meter Marke aufgeschlagen. Es wurde lange gemessen und getan, doch dann brachen alle Dämme.
Der Jubel kannte keine Grenzen. Harm Henkel löschte mit unglaublichen 102 Metern den 50 Jahre bestehenden Weltrekord von Gerd Gerdes aus. Ein außergewöhnliches Ereignis durfte ausgiebig gefeiert werden. Doch der Tag war noch nicht zu Ende. Hans-Georg Bohlken, der Bär aus Ellens, hatte seinen regulären Wettkampf (damals noch Junioren) bereits als Sieger beendet. Beeindruckt von der unglaublichen Leistung Henkels versuchte sich Bohlken auf der Männer-Bahn mit Zustimmung des Wettkampfgerichts als Rekordjäger. Befreit von allen Zwängen eines Wettkampfes waren bereits seine ersten Versuche wesentlich weiter als zuvor auf der Juniorenbahn. Und dann passierte tatsächlich das Unglaubliche: Bohlken bugsierte die Klootkugel nach einem technisch einwandfreien und eindrucksvollen Wurf auf sagenhafte 105,20 Meter! Innerhalb von nur einer Stunde wurde der Weltrekord von Harm Henkel bereits wieder überboten. Ein kleiner Beigeschmack blieb dennoch, denn eigentlich handelte es sich hier seitens des FKV um eine Zugabe für den neuen Rekordhalter Bohlken, während sich Harm Henkel unter Wettkampfbedingungen in Szene gesetzt hatte. Hierzu konnte sich jeder seine eigene Meinung bilden, was jedoch die Leistung von Bohlken keineswegs schmälern sollte.

Die Pfalzdorfer hatten ihren Welt­rekordler. Wahnsinn: ein Rekord hält 50 Jahre und der nächste nur 50 Mi­nuten, genauer dokumentiert: 15.09.1985 – 14:47 Uhr bis 16:30 Uhr. Mittlerweile haben sich alle Diskussionen erledigt, denn der Norder Stefan Albarus ist bis heute der Weltrekord­inhaber. Er erzielte bei den FKV-Meisterschaften im Mehrkampf im Juni 1996 in Großheide die neue Höchstmarke von 106,20 Meter!

Deutsche Meisterschaften im Schleuderballweitwurf, Stuttgart 1973

Alljährlich veranstaltete der Deutsche Turnerbund die Deutschen Mehrkampf­meisterschaften. Am 14. und 15. Juni 1973 war Stuttgart Gastgeber dieser Großveranstal­tung, die sowohl den Spitzensport als auch den Breitensport in seiner ganzen Band­breite präsentierte. Bei dieser Veranstaltung wurde u.a. auch die Deutsche Meister­schaft im Schleuderballweitwurf durchgeführt.

Harm Henkel und Hans Walter hatten die geforderte Qualifikationsweite (geforderte Norm des Verbandes) des DTB im Vorfeld erfüllt. Somit prä­sentierten sich erstmals in der Vereinsgeschichte Werfer aus Pfalzdorf auf Bundesebe­ne. Beeindruckend war für die Pfalzdorfer, dass diese Veranstaltung im Neckarstadion (heute Gottlieb-Daimler-Stadion) stattfand. Am Start waren 25 Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet. Der Friesenwurf fand bei den Zuschauern reges Interesse und machte Furore, weil die Wurfgenauigkeit wesentlich besser war als bei den Werfern mit der Dreh-Wurftechnik. Obwohl wenig Wettkampferfahrung in dieser Disziplin, stellte Harm Henkel seine persönliche Bestleistung mit 68,58 m auf und wurde völlig überraschend deutscher Jugendmeister im Schleuderball Weitwurf. Nach der Heimkehr standen zahlreiche Ehrungen und Auszeich­nungen an. Neben den sportlichen Erfolgen waren die gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen, bei einer derartigen Großveranstaltung dabei gewesen zu sein, von unschätzbarem Wert.

Vor- und Vereinsgeschichte

Wir schreiben das Jahr 2012. Der Klootschießer- und Boßelverein „Gute Hoffnung“ Pfalzdorf e.V. besteht seit nunmehr 65 Jahren. Die Ursprünge gehen jedoch weit zurück. Nach den Aussagen verschiedener Vereinsmitglieder bzw. älterer Mitbürger wurden Wurfspiele bzw. das Flüchten (Klootschießen) in Pfalzdorf und Umgebung bereits um die Jahrhundertwende ausgetragen. In jener Zeit wurden jedoch weder Aufzeichnungen noch Protokolle in schriftlicher Form getätigt. Die Aussagen aus jener Zeit, die wiederum aus früheren Überlieferungen abgeleitet wurden, zeichneten zunächst nur schleppend den Weg in ein Vereinsleben. Die damaligen Lebensumstände, die sozialen Aspekte sowie die erforderlichen Arbeiten in der Gesellschaft waren für die Menschen vordergründig von Bedeutung:

  • Kultivieren der Moorlandschaft
  • Bearbeitung des gewonnenen Grund und Bodens
  • Arbeiten, die sich aus Abhängigkeit vom jeweiligen Dienstherrn ergaben (so genannte Hand- und Spanndienste)
  • Torfstecherei
  • Landwirtschaft

Aufgrund der Tageshelligkeit wurden die meisten Arbeiten in den Sommermonaten ausgeführt. 
Daher fanden Sport- bzw. Spielveranstaltungen beinahe ausnahmslos im Winter statt.

Das nachweislich erste Dokument, in dem der Name Pfalzdorf auftauchte, war eine Aufzeich­nung vom 04. März 1922 in der Zeitung “Anzeiger für Harlingerland”. Es handelte sich um eine Ankündigung eines Preisboßelns mit anschließendem Ball. Eine gewisse unregelmäßige Organisation gab es also schon. Doch unter den damaligen Gegebenheiten in jenen Jahren hatten die Menschen andere Sorgen, als sich um ein geordnetes Vereinsleben zu kümmern. Die so genannten „unruhigen Zeiten“, die mit zwei Weltkriegen, Inflation und Massenarbeitslosigkeit einhergingen, ließen Spiel und Sport gezwungener Maßen in den Hintergrund treten.

Kaum jedoch war das Versammlungsverbot der alliierten Besatzungsmächte aufgehoben, nahmen einige Pfalzdorfer die Sache in die Hand. Sie gründeten Mitte Mai 1947 den Boßelverein “Gute Hoffnung” Pfalzdorf. Gründungsort war die Gaststätte Roc­ker.
In dem heutigen Vereinslokal setzten sich ca. 70 Personen daran, dieses Vorhaben in die Wirklichkeit umzusetzen. Als erster Vorsitzender wurde einstimmig Georg Best gewählt.

Zunächst gab es nur sogenannte „Freundschaftswerfen“ mit den Nachbardörfern. Diese fanden überwiegend in Egels und in Plaggenburg auf der Bundesstraße statt. Durch den Ausbau befestigter Wege und Steinstraßen stieg das Interesse am Boßeln stetig. Um an die Wettkampforte zu gelangen, fehlte es allerdings an motorisierten Fahrzeugen. Für viele war das Fahrrad das einzige Verkehrsmittel überhaupt. Später kamen Motorräder auf, ehe zu Beginn der 50er Jahre eine grundlegende Veränderung als „Transportmittel“ eintrat: Das Auto!
Heye Bohlen hatte mittlerweile den Vorstand übernommen. Vom Ehrgeiz gepackt, hatte er die Möglichkeit, mit seinem Auto nicht nur sich zu Versammlungen und Wettkämpfen zu fahren, sondern auch seine Vereinskameraden mitzunehmen. Erstmal auf den Geschmack gekommen, ließen es sich die Pfalzdorfer nicht nehmen, verschiedene Sommerfe­ste anzufahren. Dort wurden neben den Festlichkeiten der gastgebenden Vereine Pokalwerfen für Mannschaf­ten und Preisboßeln (Weitstandwerfen) für Einzelwerfer durchgeführt. 

Im Zuge möglichst kurzer Anfahrtswege teilte seinerzeit der Kreisverband Aurich die Vereine in vier Bezirke (Gebiete I – IV) auf. Es wurden jeweils vier Bezirksmeister ermittelt, die anschließend den Nord- (Gebiet III – IV) bzw. Südmeister (Gebiet I – II) auswarfen. Die beiden Sieger kämpften in einem Hin- und Rück­spiel um den Titel des Auricher Kreismeisters. Nach mehreren Anläufen gelang es “Gute Hoffnung” erstmals im Jahre 1957, den Kreismeistertitel nach Pfalzdorf zu holen. 

Aufgrund des großen Zuspruchs und stetig steigender Mitgliederzahlen war es in den darauf folgenden Jahren nicht mehr möglich, den Ansprüchen der einzelnen Vereine gerecht zu werden.  Der Ruf nach organisierten Wettkämpfen auf Kreisebene wurde lauter. Die Entwicklung schritt voran, regelmäßiger Wettkampfsport seit Ende der 50er Jahre / Anfang der 60er Jahre bescherte nicht nur dem Kreisverband  Aurich Wohlgefallen. Überregional waren sich die benachbarten Kreise  schnell einig, die Wettkämpfe interessanter und spannender zu gestalten. Alle Kreismeister traten gegeneinander an. Der Sieger durfte sich fortan „Ostfriesischer Landesmeister“ nennen. 1961 hatte sich Pfalzdorf als Kreismeister qualifiziert und das Glück, auf der nahe liegenden Strecke von Plaggenburg in Richtung Spekendorf an den Wettkämpfen teilzunehmen. In einem spannenden und tollen Wettkampf ging für viele überraschend Pfalzdorf als Sieger hervor. 

Die Form bzw. Durchführung der Meisterschaften war allerdings dauerhaft keine Ideallösung. Nach endlosen Debatten und Diskussionen auf den Versammlungen wurde 1969 überregional für Ost­fries­land eine einheitliche Landesliga gegründet. 

Die Entwicklung im Friesensport kann­te sodann keine Grenzen mehr. Nach und nach kamen neue Disziplinen hin­zu. Zuerst waren es die EinzeImeisterschaften im Straßenboßeln. Ein wenig später gesellte sich der friesische Mehrkampf, bestehend aus den Disziplinen

  • Straßenboßeln mit der Holzkugel
  • Straßenboßeln mit der Gummikugel
  • Weideboßeln
  • Klootschießen
  • Schleuderballweitwurf

 dazu. Zunächst eher skeptisch beäugt, später bestaunt und bewundert, fand der Mehrkampf, umgangssprachlich auch Fünfkampf genannt, zunehmendes Interesse. Vor allem das Klootschießen und Schleuderballwerfen waren eine Herausforderung. Durch viel Übung und Fleiß kristallisierten sich in den verschiedenen Altersklassen absolute Talente im Verein her­aus. Schon bald stellte der Verein auch Teil­nehmer für die großen Feldkämpfe Oldenburg gegen Ostfriesland.
Aus der zeitlichen Entwicklung heraus wurden alljährlich außerdem die sogenannten Wanderfahnen im Boßeln und Klootschießen ausgeworfen. Hier war Pfalzdorf oft erfolgreich. Ein Novum gelang 1980 (siehe Bild), als unser Verein  alle vier vom Kreisverband Aurich ausgeworfenen Wander­fahnen gewann. 

Das Boßeln war bis zu Beginn der 70er Jahre fast ausschließlich Männersache. Dieser Umstand änderte sich in den Folgejahren, denn das   weibliche Geschlecht zeigte verstärkt Interesse am Friesensport. Am 19. Februar 1972 gründete sich die Frauenabteilung, die erfolgreich fester Bestandteil des Vereins wurde. 

1973 wurde Pfalzdorf erstmals über die Grenzen von Ostfriesland/Oldenburg hinaus aktiv, als zwei Werfer bei den deutschen Meisterschaften im Schleuderballweitwurf in Stuttgart starteten.
Eine Steigerung gab es ein Jahr später, als Pfalzdorf  sich das erste Mal internatio­nal bei den Europameisterschaften präsentierte. Harm Henkel schaffte es als erster Pfalzdorfer Werfer, sich für die Europameisterschaften in Friederikensiel, in einer bis dahin weniger bekannten Disziplin – dem Eisenboßeln mit der irischen Kugel- zu qualifizieren. Seit 1974 bis 2008 waren bei jeder Europameisterschaft Aktive aus Pfalzdorf am Start. 

Die Grundlage für weitere erfolgrei­che Jahre sollte die Nach­wuchsarbeit des Boßelvereins werden, die ins­besondere von Friedrich “Piet” Buß vorangetrieben wurde. Er hatte großen Anteil daran, dass die Männer I Ende der Siebziger Jahre einen ungeahnten und unnachahmlichen Erfolgsweg einschlugen. Nach und nach mauserte sich das “kleine” Pfalzdorf zu einem der besten und erfolgreichsten Vereine in Ostfriesland / Oldenburg. 

Das Jugendboßeln

Lange Zeit lag die Jugendarbeit des KBV Pfalzdorf brach. Der Nachteil des beschaulichen Dorfes war die geringe Einwohnerzahl. Es fiel schwer, gleichaltrige Ju­gendliche zu einer Mannschaft zu formen. Hinzu kamen Interessen an anderen Aktivitäten, wie z.B. Fußball oder Schützensport.
1968 hatte der Verein das Glück, eine gleich­altrige Mannschaft aufzustellen.

Die Jungs hatten Spass an der Sache, und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Bereits 1970 wurde der erste Schüler-Kreismeistertitel er­rungen (vergleichbar mit der heu­tigen B-Jugend). Im Folgejahr wurde der Titel auf Anhieb verteidigt. Großen Anteil an diesem Erfolg hatte der Betreuer Wilhelm Best.

Altersbedingt wechselte diese Mann­schaft 1971 in die A-Jugend. Im ersten Jahr gelang gleich die Vize-­Kreismeisterschaft. Weil der dama­lige Kreismeister Rahe schon als Titelverteidiger für die Landesmei­sterschaften qualifiziert war, durfte unsere Mannschaft ebenfalls teilneh­men.
Austragungsort dieser Meister­schaften war Ardorf. Unbekümmert schaffte unsere Truppe das scheinbar Unmögliche und wurde Landesmeister.

Bei den abschließenden Meisterschaften des Friesischen Klootschießer Verbandes (Sieger Ostfriesland gegen Oldenburg werfen um den Verbandstitel) in Willmsfeld verlor unsere Mannschaft gegen den olden­burgischen Vertreter Garms (Jever).

Im darauf folgenden Jahr gelang souverän die Titel­verteidigung auf Kreis- und Landesebene. Erneut ging es um die FKV-Meisterschaft in Bohlenbergerfeld.

Keinen Pfifferling setzte noch jemand auf die Pfalzdorfer, als diese auf der Hintour mit der Gummikugel schon 0 : 4 zurück lagen. Die Rücktour wurde mit der Holzkugel geworfen. Wurf um Wurf wurde aufgeholt und am Schluss hatten wir gegen einen deprimierten Gegner noch sensationell 7:4 Wurf gewon­nen. Viel umjubelt war dies der erste FKV-Titel für den KBV Pfalzdorf.

Trotz der zuvor genannten Schwierigkeiten bemühte sich der Verein immer wieder, Jugendgruppen aufzubauen. Mehrere Kreismeistertitel waren die Folge:

  • 1978 B-Jugend Kreismeister
  • 1980 A-Jugend Kreismeister, 4. bei den Landesmeisterschaften
  • 1981 weibl. Jugend-C Kreismeister, 3. bei den Landesmeisterschaften

In den folgenden Jahren kam die Jugendarbeit beinahe zum Erliegen. Vereinzelte Talente gab es zwar, doch reichte dies bei weitem nicht, existenzfähig zu bleiben. Nach langen Bemühungen gelang es 1992, die Jugendarbeit zu forcieren. Es wurde gebaut und nicht nur dieser Aspekt trug letztlich Früchte, erneut leistungsstarke Jugend-Mannschaften im Kampf um Punkte und Würfe ins Rennen zu schicken.

Keine Frage, die Nachwuchsmannschaften hauchten dem Verein neues Leben ein und sorgten zugleich für Bewegung. Denn nie zuvor hatte der Verein mehr Betreuerdienste zu leisten, ein Jugendwart eine derartige Betriebsamkeit begleitet. Es wurde gemeinsam viel geschafft, und oftmals war dieser Einsatz eben auch von Erfolg gekrönt.

Klootschießen und Flüchten allgemein

Neben dem Boßeln wurde auch das Klootschießen eine Domäne der Pfalzdorfer. Bei Kahlfrost fanden sehr oft die Feldkämpfe der Vereine statt. Einer der Jahreshöhepunkte mit “Volksfestcharakter” waren und sind bis heute die Länderkämpfe zwischen Ostfriesland und Oldenburg. Feldkampf heißt, dass beide Mannschaften (je 6 Aktive jeweils 4 Wurf) auf einer zuvor festgelegten Naturbahn mit Hindernissen querfeldein die Klootkugel mit Trüll möglichst weiter wirft als der Gegner. Wie beim Boßeln geht es auch hier um „Schoet“ bzw. bei ausgeglichenen Wettkämpfen um jeden Meter.

Allen voran Harm Henkel entwickelte sich in dieser Disziplin zu einem echten Spitzenathleten. Er gab sein Debüt am 21.01.1972  in Neuharlingersiel gegen die Oldenburger. Bereits ein Jahr später stellte sich mit Hans Walter ein weiterer Werfer aus Pfalzdorf für die ostfriesische Länder­mannschaft vor. Beide waren maßgeblich daran beteiligt, dass wiederum Ostfriesland den Länderkampf gewann. Während Harm Henkel und Hans Walter ihre Länderkämpfe im Wesentlichen bei den Männern bestritten, blieb es Frido Walter vorbehalten, sich in den Jugend- bzw. Junioren-Länderkämpfen einzubringen, was insbesondere Rainer Bünting aus Middels und unserem Alfred Henkel geschuldet war, die mit Leib und Seele das Flüchten verinnerlichten.

Alljährlich im Sommer waren die Meisterschaften im Friesischen Fünfkampf ein Höhepunkt im Terminkalender. Mit den Topwerfern Henkel/Walter fing Pfalzdorf eine Ära an, die wohl unübertroffen bleiben dürfte. Von 1973 bis 1996 wurde unser Verein in der Klasse Männer I 22 mal Kreismeister. Nur 1984 durch Leegmoor und 1992 mit Westerende gab es zwei andere Titelträger.
Ähn­lich erfolgreich lief es in der Einzelwertung. Der überragende Harm Henkel gewann die Meister­schaft in den folgenden Jahren nicht weniger als 16 mal.

Auch bei den FKV-Meisterschaften sammelte er einen Titel nach dem anderen und war entscheidend daran beteiligt, dass Aurich 1975 in der Mannschaftswertung erstmals den 1. Platz belegte. In dieser Mannschaft standen neben Harm Henkel auch seine Vereinskameraden Hans Walter und Alfred Henkel. In den folgenden Jahren empfah­len sich immer wieder Werfer aus unserem Verein für diese Veranstaltungen.

Der Weltrekord

Es war der 15. September 1985 in Burhave (KV Butjadingen).
Ein denkwürdiger Tag, der in die Geschichte des Friesensports einging.

Die Vorgeschichte: Bei richtigen Klootschießermeisterschaften wird die reine “Flüchtweite” der jeweils geworfenen Kugel gemessen. Dabei werden selbstverständlich auch Rekordlisten geführt.
Die Klootschießer-Legende Gerd Gerdes flüchtete die 475 Gramm schwere Klootkugel am
18. März 1935 auf dem Schützenplatz in Esens 101,50 Meter weit. 50 Jahre lang blieb diese phantastische Leistung des Utgasters unantastbar. Viele Klootschießer hatten versucht, diesen Uraltrekord zu brechen. Nur Martin Siefken in den 60er Jahren mit 100,50 Metern und 1984 Hans-Georg Bohlken mit 100,30 Metern kamen diesem Weltrekord sehr nahe.

Dann kam der besagte Tag. Wieder sollte ein Werfer aus Pfalzdorf eine Hauptrolle spielen. Kein geringerer als Harm Henkel führte Regie. Auf ganz normalem Wettkampfgelände deutete bei leichtem Rückenwind nichts auf außergewöhnliche Ereignisse hin. Harm Henkel hatte seine persönliche Bestleistung eine Wo­che zuvor auf sagenhafte 95,60 Meter geschraubt. Bei seinen ersten Würfen enttäuschte er jedoch seine Anhänger. Viel zu flach warf er seine Würfe: 84,85 und 90 Meter weit. Kopfschüttelnd und mit „Wut im Bauch“ stellte er das Sprungbrett noch niedriger und bereitete sich auf seinen 4. und letzten Versuch vor. Bei diesem 4. Wurf im laufenden Wettbewerb passte dann in der Tat alles. Ein schneller Anlauf, ein gewaltiger Sprung auf das Brett, eine blitzschnelle Drehung des Kör­pers: mit unbändiger Wucht schleuderte die Klootkugel durch die Luft.
Gebannt verfolgten die Zuschauer mit ihren Blicken die Flugbahn der Klootkugel. Plötzlich ein Aufschrei, ein Jubel der Auricher Klootschießer. Die Kugel war weit jenseits hinter der 100 Meter Marke aufgeschlagen. Es wurde lange gemessen und getan, doch dann brachen alle Dämme.
Der Jubel kannte keine Grenzen. Harm Henkel löschte mit unglaublichen 102 Metern den 50 Jahre bestehenden Weltrekord von Gerd Gerdes aus. Ein außergewöhnliches Ereignis durfte ausgiebig gefeiert werden. Doch der Tag war noch nicht zu Ende. Hans-Georg Bohlken, der Bär aus Ellens, hatte seinen regulären Wettkampf (damals noch Junioren) bereits als Sieger beendet. Beeindruckt von der unglaublichen Leistung Henkels versuchte sich Bohlken auf der Männer-Bahn mit Zustimmung des Wettkampfgerichts als Rekordjäger. Befreit von allen Zwängen eines Wettkampfes waren bereits seine ersten Versuche wesentlich weiter als zuvor auf der Juniorenbahn. Und dann passierte tatsächlich das Unglaubliche: Bohlken bugsierte die Klootkugel nach einem technisch einwandfreien und eindrucksvollen Wurf auf sagenhafte 105,20 Meter! Innerhalb von nur einer Stunde wurde der Weltrekord von Harm Henkel bereits wieder überboten. Ein kleiner Beigeschmack blieb dennoch, denn eigentlich handelte es sich hier seitens des FKV um eine Zugabe für den neuen Rekordhalter Bohlken, während sich Harm Henkel unter Wettkampfbedingungen in Szene gesetzt hatte. Hierzu konnte sich jeder seine eigene Meinung bilden, was jedoch die Leistung von Bohlken keineswegs schmälern sollte.

Die Pfalzdorfer hatten ihren Welt­rekordler. Wahnsinn: ein Rekord hält 50 Jahre und der nächste nur 50 Mi­nuten, genauer dokumentiert: 15.09.1985 – 14:47 Uhr bis 16:30 Uhr. Mittlerweile haben sich alle Diskussionen erledigt, denn der Norder Stefan Albarus ist bis heute der Weltrekord­inhaber. Er erzielte bei den FKV-Meisterschaften im Mehrkampf im Juni 1996 in Großheide die neue Höchstmarke von 106,20 Meter!

Deutsche Meisterschaften im Schleuderballweitwurf, Stuttgart 1973

Alljährlich veranstaltete der Deutsche Turnerbund die Deutschen Mehrkampf­meisterschaften. Am 14. und 15. Juni 1973 war Stuttgart Gastgeber dieser Großveranstal­tung, die sowohl den Spitzensport als auch den Breitensport in seiner ganzen Band­breite präsentierte. Bei dieser Veranstaltung wurde u.a. auch die Deutsche Meister­schaft im Schleuderballweitwurf durchgeführt.

Harm Henkel und Hans Walter hatten die geforderte Qualifikationsweite (geforderte Norm des Verbandes) des DTB im Vorfeld erfüllt. Somit prä­sentierten sich erstmals in der Vereinsgeschichte Werfer aus Pfalzdorf auf Bundesebe­ne. Beeindruckend war für die Pfalzdorfer, dass diese Veranstaltung im Neckarstadion (heute Gottlieb-Daimler-Stadion) stattfand. Am Start waren 25 Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet. Der Friesenwurf fand bei den Zuschauern reges Interesse und machte Furore, weil die Wurfgenauigkeit wesentlich besser war als bei den Werfern mit der Dreh-Wurftechnik. Obwohl wenig Wettkampferfahrung in dieser Disziplin, stellte Harm Henkel seine persönliche Bestleistung mit 68,58 m auf und wurde völlig überraschend deutscher Jugendmeister im Schleuderball Weitwurf. Nach der Heimkehr standen zahlreiche Ehrungen und Auszeich­nungen an. Neben den sportlichen Erfolgen waren die gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen, bei einer derartigen Großveranstaltung dabei gewesen zu sein, von unschätzbarem Wert.

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